Reisen in beliebte Urlaubsziele wie Griechenland, Spanien, Australien oder einfach an die Nord- oder Ostsee wird zunehmend zum Luxusgut. Die Preise für Flüge, Hotels und Pauschalreisen sind regelrecht explodiert – das zeigt ein aktueller Preisvergleich. Urlauber müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor ein oder zwei Jahren. Doch wer profitiert eigentlich von dieser Preisentwicklung, und wie gerechtfertigt sind die Steigerungen?
Preisexplosion bei Pauschalreisen
Ein typisches Beispiel: Zehn Tage All-inclusive auf Mallorca für eine Familie mit zwei Erwachsenen und einem Kind unter 14 Jahren kosteten 2022 knapp 5.500 Euro. Heute, selbst mit Frühbucherrabatt, sind es fast 7.700 Euro – eine Preiserhöhung um satte 2.000 Euro oder 35 Prozent.
Auch andere Reiseziele wie Tunesien zeigen eine ähnliche Entwicklung: Zwei Wochen All-inclusive im April 2022 waren für etwa 1.200 Euro zu haben. 2024 kostet dieselbe Reise nun 1.966 Euro – eine Steigerung von mehr als 60 Prozent. Sogar Fernziele wie die Dominikanische Republik sind betroffen: Hier zahlen Reisende inzwischen 30 Prozent mehr pro Woche im Vergleich zum Vorjahr.
Reisebüros beobachten diesen Trend mit Sorge. Besonders die Flugpreise sind drastisch angestiegen. Ein Experte spricht gar von einer „Goldgräbermentalität“: Airlines testen systematisch, wie weit sie die Preise nach oben schrauben können. Solange die Flugzeuge voll sind, gibt es offenbar kein Limit.
Gier oder Notwendigkeit?
Dass Inflation, steigende Personalkosten und wirtschaftliche Herausforderungen zu einem Teil der Preissteigerung beitragen, ist nachvollziehbar. Doch „Gierflation“ – der Vorwurf, Unternehmen würden die Lage ausnutzen, um zusätzliche Gewinne zu erzielen – wird immer lauter. Selbst die Europäische Zentralbank hat die Reisebranche dafür gerügt.
Besonders die drei größten deutschen Reiseveranstalter TUI, DER Touristik und FTI blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück – mit Rekordumsätzen und hohen Gewinnen. TUI wollte auf Fragen zu diesem Thema nicht antworten. DER Touristik beteuert, man habe „keine zusätzlichen Preisaufschläge“ vorgenommen. FTI äußerte sich nicht direkt zur Gierflation, gab aber zu, dass das vergangene Jahr „sehr erfreulich“ verlief.
Expertenmeinung: Preise noch lange nicht am Ende
Touristik-Professor Rainer Hartmann erklärt, dass die Preisentwicklung einer Spirale nach oben folgt. Nach zwei schwierigen Pandemiejahren nutzen viele Veranstalter nun die Möglichkeit, Umsatz und Gewinn zu maximieren. Doch wo soll das enden? Schon jetzt gibt jeder vierte Deutsche an, sich keine Reise mehr leisten zu können.
Auch die Politik trägt zur Preisentwicklung bei: Ab Mai 2024 wird eine neue Flugticketsteuer die Preise noch einmal um etwa 20 Prozent in die Höhe treiben. Laut Hartmann wird sich unser Reiseverhalten zwangsläufig ändern müssen. Aus einer nachhaltigen Perspektive sei das aber vielleicht notwendig. Reisen sei bisher zu günstig gewesen, oft auf Kosten anderer: schlecht bezahlte Arbeitskräfte und mangelhafte Arbeitsbedingungen in vielen Reisedestinationen halten die Preise niedrig.
Wie kann man noch sparen?
Ganz entkommen kann man den steigenden Preisen nicht, doch ein paar Tipps helfen, die Kosten im Rahmen zu halten:
- Früh buchen: Wer frühzeitig plant und außerhalb der Hauptsaison verreist, spart oft viel Geld.
- Vergleichen lohnt sich: Preise in Reisebüros und Online-Portalen an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten vergleichen.
- Flexibel sein: Wer bei Ziel oder Reisedaten flexibel ist, findet oft günstigere Alternativen.
Fazit: Reisen bleibt ein Luxus
Obwohl die Veranstalter kaum Transparenz bei der Preisgestaltung bieten, bleibt eine Tatsache offensichtlich: Reisen wird für viele immer unerschwinglicher. Um das Traumziel zu erreichen, müssen Urlauber künftig wohl länger sparen oder Abstriche machen. Ob die Branche die Preissteigerungen langfristig rechtfertigen kann, bleibt fraglich.